Was sind überhaupt Acceleratoren, Inkubatoren und Company Builder?
Wenn Entrepreneurs in die Welt der Start-ups eintreten, ähneln ihre Ideen einem Samen. Dieser Samen ist scheinbar einmal wenig, aber er enthält den Bauplan der Pflanze. Er braucht natürlich Sonne, Wasser und Nährstoffe, um ihn in der realen praktischen Welt zum Wachsen zu bringen.
Bleiben wir in diesem Bild, braucht der Samen auch jemand, der ihn aufzieht. Zum Beispiel der Inkubator: Er zieht den Samen bis zum ersten Pflänzchen, das anschließend draußen ausgesetzt werden kann. Sie sind wie Gärtner, die die unternehmerischen Keimlinge beim Einstieg in die Start-up-Welt unterstützen. Nicht umsonst spricht man in der Start-up-Welt vom „Seed Funding“.
Noch ist das Pfänzchen allerdings keine Pflanze, die jemanden etwas nützen kann. Hier kommen Acceleratoren ins Spiel. Sie sind quasi diejenigen, die diese Pflänzchen großziehen. Sie setzen die Keimlinge auf dem Feld aus und sorgen dafür, dass sie heranreifen, und dass sie zügig wachsen können. Sie sorgen auch dafür, dass sich ihre Keimlinge innerhalb eines begrenzten Zeitrahmens auf weiteres Wachstum einstellen können.
Company Builders sind eigentlich eine Sonderform. Sie übernehmen ganze Start-ups oder Unternehmen als ihre eigenen. Sie ziehen diese Samen bis zur ausgewachsenen Pflanze, übernehmen also den kompletten Prozess, einen Samen in ein Pflänzchen zu ziehen und schließlich zur Reife zu bringen. Von dem Samen bis zum ausgewachsenen Unternehmen betreuen sie den gesamten Entwicklungsprozess. Die Investition ist hoch, aber sie dürfen dafür auch entsprechend ernten.
Inkubatoren
Inkubatoren sind Institutionen, die Unternehmer bei der Entwicklung ihrer Start-ups oder Projekte unterstützen, insbesondere in der Anfangsphase. Es handelt sich um eine recht flexible Kombination von geschäftlichen Entwicklungsprozessen, die darauf abzielen, neue und kleine Start-ups zu fördern, indem sie sie in der Anfangsphase der Entwicklung unterstützen. Als diejenigen, die Start-ups in der Frühphase an die Hand nehmen, fungieren Inkubatoren als integraler Bestandteil des gesamten Start-up-Ökosystems.
Gute Beispiele für Inkubatoren in Deutschland
1st Mover, European Space Agency (ESA) hat Inkubationszentren in Hessen und Bayern, Greenhouse Innovation Lab von Gruner + Jahr, Hubraum-Inkubator, Innowerft, Incubator, Media Lab Bayern, Next Big Thing AG, Project Flying Elephant, Rheingau Founders,
Hauptfunktionen des Inkubators
- Ideensuche und -prüfung, Mentoring, Coaching und Zugang zu Startkapital.
- Firmengründung und technische Unterstützung bei der Konzeptentwicklung von Prototypen sowie Pilotversuche.
- Business Capacity Building und Entwicklungsunterstützung für die Unternehmensplanung, Unternehmensführung wie Buchhaltung, Steuern, Recht, etc.
- Entwicklung des Umsatzmodells und der Finanzprognosen. Das bietet Verbindungen zu potenziellen strategischen Märkten sowie Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit auf dem Markt.
- Networking-Veranstaltungen, Schulungen, Ausstellungen und Workshops.
- Die Inkubationsunterstützung umfasst die Bereitstellung von technologischen Einrichtungen, Beratung, Kooperationsflächen, Laboreinrichtungen.
- Progressive Bewertung für einen Übergang zur nächsten Stufe.
Acceleratoren
Ein Accelerator bietet den Rahmen, die Werkzeuge und Methoden sowie den Zugang zu Wissen, das ein junges Unternehmen benötigt, um zu wachsen. Das Ziel des "Beschleunigers" ist es, das Start-up auf den neuesten Stand zu bringen. Im Kontext heißt das, dass der Accelerator alles tut, um junge Unternehmen in Bezug auf Verständnis, Entwicklung und Führung eines Unternehmens auf den neuesten Stand zu bringen und so das junge Unternehmen durch seine sehr anfälligen frühen Entwicklungsstadien zu echtem Wachstum und einer ersten bedeutenden Finanzierung zu führen. Der Accelerator geht ein Stück weiter als der Inkubator.
Hauptfunktionen des Accelerators
- Start-up-Suche und – prüfung, Mentoring, Coaching
- Bereitstellung von Ressourcen und Know-How sowohl zu technischen Fragen als auch personalen
- Business-Prozesse etablieren und die operationale Effizienz des Start-ups erhöhen. Damit schafft man die Basis, um Start-ups schnell wachsen und bei Bedarf skalieren werden kann
- Entwicklung und Verfeinern des Businessplans, mit dem man in Finanzierungsrunden und bei Multiplikatoren mit dem Produkt und den ersten Piloten Investments einholen kann
- Implementierungsprozesse vorantreiben. Erste Pilotierungen mit Kunden, Nutzer oder Probanden durchführen und bewerten
- Networking-Veranstaltungungen durchführen
- Entwicklung einernachhaltigen und fundierten Corporate Identity
- Auch hier sind progressive Bewertungen für den Übergang in die Late Stage nötig
Gute Beispiele für Acceleratoren
A² Accelerator-Programm, Airbus Bizlab, APX von Axel Springer und Porsche, Berlin Startup Academy, Blackprint Proptech Booster, DB Startupxpress, Digital Hub mit Sitz in Bonn, Startup-Accelerator Agile, Founder Institute in Köln, Free Electrons, Accelerator des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer, German Accelerator Tech, Hardware.co, Hubitation, Startup-Accelerator des Chemie- und Pharma-Riesen Merck, Metro Accelerator, Microsoft Scale-Up, Next Media Accelerator, Accelerators der Pro-Sieben-Sat1-Gruppe, Plug and Play Tech Center, Iconiq Lab, Retailtech Hub, Spinlab, Startplatz, Startupbootcamp Digital Health, Techfounders-Accelerator, Techstars-Accelerator, Venturevilla, Wayra, usf, z. B. auch lokale Programme
Company Builders
Company Builders begleiten ihre Projekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sie bauen ihre Projekte proaktiv auf und verfolgen eine klare Roadmap während der gesamten Entwicklungsphasen (egal ob Marmer-, Finanzierungsphasen oder andere Entwicklungsmodelle).
Letztendlich sind Company Builder stärker in die Entwicklung ihrer Projekte eingebunden als Beschleuniger oder Inkubatoren. Diese Nähe zum Start-up selbst schafft auch eine weitere Möglichkeit, den Fortschritt des Unternehmens zu messen. Der Firmengründer ist aktiv in die Leistung eingebunden und kennt alle wichtigen Erfolgsfaktoren, auf die sich das Unternehmen konzentrieren muss.
Im Vergleich dazu verfolgen Inkubator und Acceleratoren das gleiche Ziel, nämlich junge Unternehmen bei ihren ersten Entwicklungsschritten zu einem tragfähigen, skalierbaren und erfolgreichen Unternehmen zu unterstützen.
Der Firmengründer begleitet seine jungen Unternehmen auf dem ganzen Weg, bis sie entweder das Unternehmen verlassen oder das Unternehmen verlassen. Dabei fungieren sie als Mitbegründer.
Acceleratoren und Inkubatoren begleiten nur Unternehmen für einen Teil ihrer Entwicklungsreise.
Häufig umstritten sind einige Unternehmensgründungen, die als schnelles Nachahmungsmodell beschrieben werden und die erfolgreiche Geschäftsmodelle von anderen "leihen" und bewährte Tech-Ideen in Schwellenländer bringen. Das trifft selbstverständlich nicht auf alle zu, aber stellt einen nicht zu vernachlässigbaren Teil.
Gute Beispiele für Company Builders aus Deutschland: Rocket Internet, Project A Ventures, Bridgemaker, Crossventures, Finlab, Finleap, Foundfair, Hanse Ventures, Hitfox, Makers, Otto Group Digital Solutions (OGDS), Team Europe, Venture Stars
Hauptfunktionen des Company Builders
- Begleitung der Ideen von der Seed-Phase bis zur Last Stage
- Dazu gehört auch, nach dem Scaling-Prozess den aus der eigenen Perfomance gewonnen Gewinn zu steigern, um das Start-up rentabel zu machen
- Expansion von Produktion und operativen Prozessen, wiederum zur Steigerung des Gewinns
- Desweiteren gehört auch dazu, dass Start-up bzw. dem jungen Unternehmen davor zu bewahren, zu sterben, indem Innovationen eingeführt werden und das Unternehmen (ein Stück weit) nochmal neu zu erfinden.
We focus on Incubation – so we create our own stuff, looking for entrepreneurs – but we also do acceleration, basically just treasures we see resting and bringing in some support.
– Uwe Horstmann, Project A
In Wirklichkeit gibt es nur Mischformen
In der Praxis lassen sich Inkubatoren, Acceleratoren und Company Builder, die hier analytisch auseinander genommen wurden, nicht trennscharf voneinander unterscheiden. Zu oft gibt es Programme, die sich als Hybrid herausstellen.
Zum Beispiel wird Rocket Internet von manchen als Inkubator gesehen, weil das Unternehmen schwerpunktmäßig Ideen von der ersten Stunde an betreut. Project A Ventures hingegen, deren Führungsteam zum Großteil aus ehemaligen Mitarbeitern von Rocket Internet besteht, sehen sich selbst vor allem als Inkubator und Accelerator, obwohl sie hier zu den Company Builder gezählt werden. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass Project A Ventures mehr leisten als Inkubatoren und Acceleratoren im engeren Sinne das tun. Bekannt wurden sie als Venture Capital Unternehmen vor allem durch erfolgreiche Finanzierungsfunds. Doch mit einem Team von über 100 Mitarbeitern, kann das Venture-Unternehmen mehr als Finanzierung: Teams werden extra für jedes Start-up zusammengestellt, manchmal sogar mit Expertise von außen, Start-ups werden ausgewählt und aufgebaut. Auch im Falle des Melitta-Inkubators 10X Innovations ist die Schwelle zum Company Builder hauchdünn, da der „Inkubator“ Ideen ein komplettes Face-Lifting verpasst und von Alpha bis Omega neu aufsetzt, wie es bei Karl Karlo der Fall ist. Schließlich gibt es zu viele Business-Strategien, um eine fein säuberliche Differenzierung vornehmen zu können. Und schließlich wird das Businessmodell von den Firmen entworfen und nicht von der Schultafel abgeschrieben.
Assecor Venture – ein Hybrid
Das gilt auch für Assecor Venture. Ein Company Builder zieht intern Ideen bis zur Late Stage hoch. Das ist, was er schon seinem Namen nach tut, er baut ganze Marken oder sogar Businesses auf. Der Company Builder ermöglicht einer Idee, die in einem sehr frühen Stadium kommt, zu wachsen und marktreif zu werden. Das macht Assecor Venture zum Beispiel mit Keemova, eine Logistik-B2B-App, die mit verschiedenen Partnern zusammen inhouse, aus der Praxis heraus entwickelt wurde und sich gerade in der Inkubationsphase befindet. Ressourcen und Know-How stellt Assecor. Als Kooperationsprojekt hat die App beste Chancen am Markt. Manchmal kommt die Idee auch von außen wie bei Karl Karlo. Die Strategie zum Start-up wurde schließlich eine Exit-Strategie. Demnach wäre Assecor ein Inkubator. Die Linie ist zweifellos nicht klar zu ziehen. Aber eine Unterscheidung gibt Anhaltspunkte, was man von dem jeweiligen Programm zu erwarten hat.
Entscheidend ist letztlich aber immer, was eine Idee, die überzeugt, braucht, um erfolgreich zu werden. Wichtig ist die Erschaffung von Bedeutung (vor der Monetarisierung). Erst dann kann sich Innovation und damit Start-ups am Markt durchsetzen.